Kirchengemeinde
Senfkornkleiner Glaube
Der Oktober steht unter diesem wunderbaren Bibelwort: „Jesus Christus spricht: Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lk 17,21). Also: Gottes Reich ist schon hier bei uns. Wir leben in Gottes Reich. Natürlich kommt dann sofort die Frage: Und warum ist die Welt dann so, wie sie ist? Auf dieser unserer Welt ist nun wahrlich nicht alles gut und schön, gerecht und friedlich. Eher im Gegenteil. An manchen Tagen denke ich: Es wird immer schlimmer. Nachrichten sind kaum noch zu ertragen, nur noch Leid und Elend. Menschen werden unzufriedener, der Umgang miteinander wird kälter. Und in all dem soll mitten unter uns Gottes Reich sein? Das ist schwer vorstellbar.
Jesus selbst hat das folgendermaßen erklärt:
„Dann sagte Jesus: »Wie ist es mit dem Reich Gottes? Womit soll ich es vergleichen? Es gleicht einem Senfkorn: Ein Mann nahm es und säte es in seinem Garten ein. Es ging auf und wurde zu einem Baum. Und die Vögel bauten ihr Nest in seinen Zweigen.« Noch einmal fragte Jesus: »Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig: Eine Frau mengte ihn unter drei Säckchen Mehl. Am Ende war der ganze Teig durchsäuert.«“ (Lk 13,18-21)
Ein kleines Senfkorn also, in dem ganz viel Kraft liegt. Wenn ich es nehme und einsähe, dann kann es diese Kraft entfalten. Erst dann wird sichtbar, was alles in diesem kleinen Korn steckt und erst dann kann es andere tragen oder wie beim Sauerteig: andere satt machen. Wichtig dabei: Ich selbst muss etwas tun. Von alleine wird nichts wachsen. Übertragen auf das Reich Gottes: Von alleine wird es nicht sichtbar. Wir müssen etwas tun, wir alle haben den Auftrag, das Reich Gottes sichtbar werden zu lassen, daran mitzuarbeiten, dass die Gemeinschaft der Christinnen und Christen größer wird, ausstrahlt und so Gottes gute Botschaft verbreitet wird. Von alleine oder nur weil es so lange Tradition war, wird kaum noch jemand dazu kommen. Das sehen wir in unseren Gottesdiensten, die leider leerer werden. Wenn ich sonntags in die Gemeinde schaue, fällt mir oft ein und auf: Auf diesem Platz hat Herr … immer gesessen und dort Frau … Die Plätze bleiben leer, weil die Betreffenden nicht mehr kommen können oder verstorben sind. So viele Plätze bleiben inzwischen leer in unseren Kirchen. Und das ist schade, denn: auch im Gottesdienst hat sich viel verändert. Der Ablauf des Gottesdienst ist anders, einfacher und verständlicher geworden. In meinen Predigten versuche ich, aktuell und lebensbezogen zu sprechen. Was haben die biblischen Texte uns heute noch zu sagen? Ich glaube: eine Menge. Wir müssen sie nur übersetzen und wirklich in unseren Alltag hinein sprechen lassen. Dann kann ein Gottesdienst ganz viel Kraft für den Alltag geben, kann stärken und trösten, denn: Der Gottesdienst hat etwas zu tun mit Deinem Leben. Dir werden am Sonntag Gedanken, vielleicht sogar Antworten auf Lebensfragen mitgegeben, die wirklich tragen. Die Hoffnung geben angesichts allem Leid und Elend, das wir immer wieder erleben. Ich glaube: Gott hat uns eine Menge zu sagen. Am Sonntagmorgen, 40 Minuten lang, ohne Handy, ohne Lärm, ohne Ablenkung, ist Zeit, ihm zuzuhören. Denn das ist Gottesdienst auch: Auf Gottes Wort hören. Geben Sie dem doch einfach mal (wieder) eine Chance!
Ihre und Eure Pfarrerin
Christina Bosse
